Die Legende von dem verzauberten Haus

von Amelie (11 Jahre)

 

Es war einmal ein altes, verlassenes Haus. Die Bretter waren morsch und das Dach undicht. Ich habe einmal ein Abenteuer darin erlebt. Soll ich es euch erzählen? Gut. Dann lehnt euch zurück.

 

Einmal, mitten in der Nacht, hörte ich ein Heulen. Es war, als würde ein Kind weinen. Ich weckte meine Traumelfe Marina und zusammen gingen wir hinaus. Als wir außer Sichtweite waren, hoben wir ab. Mir wuchsen meine schillernden Flügel aus dem Rücken und Marina schlug mit ihren zart goldenen Flügeln. Als wir zwanzig Meter über dem Boden schwebten, hörten wir das Geräusch wieder. Es kam aus dem alten Haus. Marina sah mich an. Ich sah sie an. Wir nickten und flogen zu dem Haus. Sanft landeten wir auf einem der Bretter- leider auf einem morschen. Wir stürzten ab, doch nicht tief. Da heulte es wieder, kurz bevor wir auf dem Boden aufschlugen, hörten wir es.

 

Wir flogen einen Stock tiefer und sahen, was heulte. Es war ein kleines Gespenst. Sofort überflutete mich Mitleid und ich ging zu ihm. Ich fragte: ,,Warum weinst du denn, kleines Gespenst?“ ,,Ach ich bin so allein, und keiner mag mich. Die großen Gespenster können mich nicht brauchen, weil ich so klein bin. Ach, ach, ich bin ein armer kleiner Wurm.“, schluchzte das Gespenst. ,,Und“, fragte Marina leise, ,,wieso suchst du dir keine Neuen Freunde?“ ,,Weil ich in dem Haus eingesperrt bin! Das große Gespenst sagt, dass ich hier bleiben soll, bis ich groß bin. Buhuhuuu! Ich bin doch noch so klein! Nicht einmal mehr fliegen kann ich!“, heulte das Gespenst. Ich hatte echtes Mitleid. Das arme Gespenst! Wie gemein von den großen Gespenstern! Doch dann hatte ich eine Idee. Ich fragte: ,,Was hältst du davon: Wir nehmen dich auf! Ich habe noch viel Platz im Schrank und auch auf dem Dachboden. Bei mir lebt ja schon eine Elfenfamilie!“ Das Gespenst war begeistert. ,,Juchuu! Ich bekomme ein Zuhause!“, jubelte es und hüpfte durch das Zimmer. Ich schmunzelte. Natürlich musste ich bald meine Eltern einweihen. Aber das konnte warten.

 

,,Und ab geht’s!“, jauchzte das Gespenst, das sich übrigens als Tommi vorgestellt hatte. Er hielt sich an meinem Bein fest und wir flogen durch die Nacht. Als wir zuhause ankamen, stellte ich mit Schrecken fest, dass meine Eltern im Zimmer auf mich warteten. Sie guckten sehr erstaunt, als ich hereingeflogen kam. Also musste ich ihnen alles erzählen. Ich erzählte ihnen von meinem Erlebnis im Wald der Träume, von Marina, von der Elfenfamilie in meinem Schrank und schließlich auch von meinem nächtlichen Ausflug. Aber Mama und Papa sahen mich an, als wäre ich verrückt. Da fiel es mir siedend heiß ein: Sie konnten Marina und Tommi gar nicht sehen! Ich hatte mir mithilfe meines Wunschstaubes gewünscht, dass meine Eltern und Freunde keine magischen Wesen sehen könnten! Ich lief zum Schrank, zog den Wunschstaub heraus und blies ein wenig durch das Zimmer. Ich wünschte mir, dass Mama und Papa magische Wesen sehen könnten. Und kurz darauf stammelte Mama: ,,D-da ist e-ein Ge-gespenst in deinem Zi-zimmer.“ Und Papa stotterte: ,,Was ist d-das für ein h-handgroßes Ding, was hier so herumschwirrt?“ Ich seufzte. Und begann zu erklären, wie das mit dem Wunschstaub ging, was das für Wesen waren, warum die hier waren und, und, und.

 

Und endlich glaubten sie mir! Ich konnte mein Glück kaum fassen! Ich durfte Marina und ihre Familie behalten und Tommi durfte auch bleiben! Natürlich unter der Bedingung, sich zu benehmen. Ich gähnte laut und vergaß dabei fast meine Manieren. Ich legte mich schnell ins Bett und schlief wie ein Baby.

 

Mal sehen, wann ich mein nächstes Abenteuer erlebte. Bis es so weit ist – gute Nacht!